Vertiefungsseminar Stimme & Sinne

Termin

10. – 11. 09. 2022

Zeiten

Samstag: 10:30 – 13:30 und 15:00 – 18:00 Uhr
Sonntag: 10:00 – 13:15 Uhr
mit (zusätzlichen) kleineren Pausen

Kosten

PrivatkundInnen: 260,- €, GeschäftskundInnen: 360,- €, Studierende (etc.): 190,- €
(Zur Unterscheidung zwischen PrivatkundInnen und GeschäftskundInnen bitte AGBs beachten). Informationen zu Rabatten erhalten Sie hier.

Fortbildungspunkte

Dieses Seminar wird mit 11 FPs bepunktet. Nähere Infos siehe unten.

Anmeldeschluss

19. 08. 2021

Inhalt:

Die Stimme mit allen Sinnen wahrnehmen

Die Sinneswahrnehmung ist ein zentraler Aspekt für eine gesunde (funktionale) Stimmgebung und zwar gleichermaßen für die Stimmproduktion und Kommunikation selbst als auch als wichtiger Bestandteil von Unterricht und Therapie.

Die Stimme wird maßgeblich von der Wahrnehmung beeinflusst. Dies betrifft insbesondere das Hören. Wie gut wird die Stimme auditiv wahrgenommen? Welchen Frequenzen wird eine besonders hohe Aufmerksamkeit zuteil? Es macht einen großen Unterschied für die Phonation, ob der/ die Phonierende nur den Inhalt des gesprochenen Textes und gegenenfalls die Grundtonhöhen wahrnimmt oder ob er/ sie mit seiner/ihrer Wahrnehmung mit dem Klang verbunden ist und Änderungen im Obertonspektrum, in Dynamik, Intensität einzelner Frequenzen, Ausgewogenheit der Frequenzen, Bewegtheit durch das Vibrato und vieles mehr wahrnimmt. Das Hinlenken zu den für die Stimmentwicklung positiven Freuqenzen wie den Gesangsformanten und dem Vibrato ist wichtig für die Selbstorganisation der Stimme hin zu einer funktionalen Phonation.

Dies beinhaltet auch das Heraushören von Frequenzen, die andere nicht-funktionale Systemzustände anzeigen wie die behauchten Klänge einer hypofunktionellen Phonation, den kratzigen oder schrillen Frequenzen einer hyperfunktionellen Phonation usw.

Aber mehr noch: über das Hören wird auch das sogenannte funktionale Hören möglich: man kann lernen, aus dem Klang abzuleiten, welche Muskeln evtl. zu verspannt sind, um bestimmte Resonanzräume anzuschließen, ob beispielsweise der Kehlkopf hochgezogen ist oder die Zunge hyperton ist, man kann lernen, zu hören, welche Kehlkopfmuskeln beteiligt sind und vieles mehr. Daher ist das Hören auch eines der wichtigsten Bausteine von StimmbildnerInnen und StimmtherapeutInnen, um adäquate Übungen anbieten zu können, um SchülerInnen und PatientInnen auf ihrem Weg begleiten zu können.

Synästhesie

Der Hörsinn ist aber nicht der Einzige, der bei der Phonation zum Einsatz kommt. Wir können den Klang sowohl bei der Produkion als auch bei der Rezeption fühlen. Vibrationen und Pulsationen können einen berühren – nicht nur das Trommelfell schwingt mit, auch die Haut, Bindegewebe, Muskeln und Knochen beginnen mitzuschwingen, zu kribbeln, zu vibrieren. Dies ist neben der Wahrnehmung mit ein Grund, warum wir so gerne singen – weil wir uns selbst im Idealfall mit Klang selbst etwas Gutes tun können.

Auch der Sehsinn ist einer, der unweigerlich bei der Phonation herangezogen wird. Viele beschreiben ihre Klänge visuell: man spricht von einem brillanten, kühlen oder warmen Stimmklang. Hier gibt es in vielen Bereichen interindividuelle Übereinstimmungen in der Art der Klangbeschreibung einzelner Frequenzen.

Ungewöhnlich aber erstaunlich effektiv ist auch die Verknüpfung von Phonation mit dem olfaktorischen Sinn, also dem Riechen. Auch wenn dieser nur in Ausnahmefällen zur Beschreibung von Kängen eingesetzt wird (eine „süßlich-säuselnde“ Stimme, ein „bitterer Beiklang“), ist der Effekt von Gerüchen auf die Stimmproduktion enorm.

Auch der Geschmackssinn und die Wahrnehmung von Kälte und Wärmereizen lässt die Stimme in erstaunlicher Form reagieren.

Die Synästhesie als eine Art „Supersinn“ verknüpft die Eindrücke im Gehirn miteinander und bildet so ein neuronales Netzwerk, welches die Stimme mehrdimensional erfahrbar macht und ein komplexeres Lernen neuer Stimmklänge ermöglicht.

Mit der Sinneswahrnehmung die Stimme wahrnehmen und beeinflussen

Die Stimme wird also nicht nur passiv durch die Wahrnehmung erfasst, sondern es wird umgekehrt wird über die Kombination von Phonation und intensiven Wahrnehmungserfahrungen auch ein Prozess angestoßen, in dem neue Klangfacetten entwickelt werden, Körperräume angeschlossen werden, die Körpergewebsstrukturen mehr mitschwingen, sich das Hören vertieft usw.

Damit können Sie nicht nur als SprecherIn oder SängerIn neue Wege für Ihre Stimme entdecken, sondern auch als Unterrichtende bzw. TherapeutInnen neue Handlungsmöglichkeiten entwickeln.

Fortbildung und Selbsterfahrung

Die Vertiefungsseminare dienen sowohl der eigenen Stimmentwicklung als auch der Erweiterung von eigenem Handlungswissen im Bereich Logopädie (Stimmtherapie), Stimmbildung, Musiktherapie und Gesangspädagogik mit entsprechenden Fortbildungspunkten im logopädischen und musiktherapeutischen Bereich. Die Vertiefungsseminare sind auch als Vorbereitung für die Ausbildung bzw. die Jahresfortbildungen in der Stimmig-sein-Methode gedacht. Wir bitten MusiktherapeutInnen sich vorher zu melden, damit wir FP beantragen können.