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Lichtenberger Methode

Die Lichtenberger Methode von Gisela Rohmert

Die Stimmig-sein-Methode® hat ihre Wurzeln in der Funktionalen Methode nach Gisela Rohmert, welche auch als Lichtenberger Methode, Lichtenberger Gesangspädagogik oder Lichtenberger Modell bekannt wurde.

Gisela Rohmert wiederum entwickelte mit der Lichtenberger Methode das Funktionale Stimmtraining weiter, welches in den achtziger Jahren in der Arbeitsgruppe um Professor Dr. Walter Rohmert (mit Mitbegründern wie Eugen Rabine) entstand.

Die Lichtenberger Gesangspädagogik ist eine systemische Methode, die die Selbstorganisation der Stimme über das Hören auf den Klang zur Grundlage hat:

Die Selbstorganisation der Stimme über Gesangsformanten und Vibrato

Über sogenannte Gesangsformanten oder Sängerformanten (Obertongruppen im Bereich um 3000, 5000 und 8000 Hz) und über das funktionale Stimmvibrato organisieren sich die an der Stimmfunktion beteiligten Faktoren wie Atmung, Haltung, Tonus und insbesondere Stimmlippenschluss und Anbindung der Resonanzräume von selbst.
Dies geschieht über eine Anregung und Stimulierung des Gehirns über hohe Frequenzen und über die vestibulären Reize des Vibratos auf das Aufmerksamkeitszentrum, die Formatio reticularis. Dieses wertet hohe Frequenzen und vestibuläre Reize (Gleichgewichtsreize und Rhythmen) als besonders wichtig und versetzt das Gehirn in eine besondere Wachheit (Vigilanz). Diese besondere Vigilanz wird an das Gamma-Nervensystem weitergeleitet. Dieses ist zuständig für die Feinmotorik bzw. Feinabstimmung von Muskeln. Somit kann sich im gesamten Körper leichter der für einen funktionalen Gesang wichtige „Eutonus“ einstellen also ein idealer Spannungsgrad der Muskeln. Muskuläre Abläufe wie die Abstimmung der Kehlkopfmuskeln untereinander, wichtige Funktionen wie Atmung und Haltung lassen sich über den Eutonus besser koordinieren. Es entsteht eine „funktionale Stimme“.

Zertifizierte Lehrerin der Lichtenberger Methode

Uta Feuerstein und Uta Himmelmann haben selbst 10 Jahre lang Kurse und Einzelunterricht in der Funtkionalen Methode nach Gisela Rohmert absolviert.

Uta Feuerstein hat auch die Ausbildung zur zertifizierten Lehrerin der funktionalen Methode nach Gisela Rohmert abgeschlossen. In ihrem Buch „Stimmig sein“ im Jahr 2000  hat sie eine gute und vor allem verständliche Zusammenfassung geschrieben und die Funktionale Methode nach Gisela Rohmert erstmals auf die logopädische Stimmtherapie übertragen.

Weiterentwicklung der Lichtenberger Methode zur Stimmig-sein-Methode®

Als Methodengründerinnen der Stimmig-sein-Methode®, die wir beide 10 Jahre die Lichtenberger Methode erlernt haben, sahen wir aber in der Vorläufermethode, der Funktionalen Methode nach Gisela Rohmert das Problem, dass der psychologische Aspekt ausgeklammert wurde bzw. die Psyche nur im Bereich von Archetypen von Jung eine Rolle spielt. Die individuelle Psyche findet in der Lichtenberger Methode keinen Platz.

Wir haben in der Stimmig-sein-Methode® aber einen entscheidenden weiteren Stimmordner entdeckt: die Eigenmacht. Denn wenn ein Mensch sich bedroht fühlt, wird die Schutzfunktion des Kehlkopfs immer die Stimmfunktion dominieren. Daher ist es wichtig, die Eigenmacht zu stärken, um die Stimme zu befreien. Die Eigenmacht stellte sich sogar als übergeordneter systemischer Ordner heraus.

Auch im Funktionalen Teil der Stimmig-sein-Methode® haben wir einige Weiterentwicklungen. Da wir viel Wert auf wissenschaftlich nachvollziehbare Erklärungsmodelle und eine ebenso ausgerichtete nachvollziehbare Stimmpädagogik geachtet haben, haben wir viele neue funktionale Übungen entwickelt, welche in den Ursprungsmethoden, der Lichtenbgerger Methode und dem Funktionalem Stimmtraining  fehlen. Auch die spezifische Übertragung auf die Stimmtherapie ist ein besonderes Verdienst der Methodengründerin Uta Feuerstein, welche aus langjähriger Erfahrung (Stimmtherapeutin seit 1996) entstanden ist.

Stimmig-sein-Methode®

Die Funktionale Selbstorganisation der Stimme in der Stimmig-sein-Methode

Hängt eine gute Stimme von einem angeborenen Talent ab?
Oft wird davon ausgegangen, dass eine schöne Stimme allein sogenannten “Talentierten” vorbehalten sei. Menschen, die schief singen oder nur einen geringen Tonhöhenumfang haben, werden in herkömmlichen Gesangsmethoden häufig von vorneherein aussortiert. Auch Sprechern (z.B. Rundfunksprechern) sagt man häufig eine angeborene Stimmfülle nach. Die Stimme ist zwar auch bedingt angeboren, sie ist aber sehr viel veränderbarer, als gemeinhin angenommen.
Tatsache ist aber, dass eine klangvolle und leistungsfähige Stimme über eine angeborene Selbstorganisationsfähigkeit des Körpers bzw. der Stimme prinzipiell allen Menschen zugänglich ist.

Die systemische Selbstorganisationsfähigkeit der Stimme über Obertongruppen
(Gesangsformanten):

Die Selbstregulation der Stimme wird über eine bewusste Hörweise ausgelöst:
Im menschlichen Ohr werden bestimmte Obertöne verstärkt: diese liegen bei 3000, 5000 und 8000 Hertz. Treten diese Obertöne in der eigenen Stimme  im Klangspektrum lauter hervor (sogenannte Gesangsformanten), so klingt die Stimme sehr brillant, raumgreifend und tragfähig. Gleichzeitig führt das Hören dieser Gesangsformanten dazu, dass über einen neurologischen Weg die Abstimmung der Muskeln verbessert wird: Muskeln, die wir zum Singen und Sprechen brauchen, werden so rein über das Hören der Gesangsformanten besser koordiniert. Dies führt dazu, dass sich die vielen Muskeln, die an der Stimmgebung beteiligt sind (immerhin ca. 100 Muskeln!) miteinander harmonisieren können. Das Ergebnis ist ein müheloses und dennoch voluminöseres Sprechen und Singen und eine leistungsfähigere und flexiblere Stimme.

Die systemische Selbstorganisationsfähigkeit der Stimme über das Vibrato:

Auch das Vibrato hat diesen Effekt: das Vibrato ist eine angeborene Stimmschwankung um ca. 6 Hertz (Pulse pro Sekunde). Menschen, die ohne Vibrato singen, unterdrücken diesen für die Muskeln wichtigen Stimmrhythmus, indem sie die Stimmmuskulatur zu sehr anspannen, was zu Anstrengungsgefühlen oder bei intensivem Singen sogar zu organischen Stimmstörungen wie Sängerknötchen führen kann. Das Vibrato zuzulassen fördert wiederum über einen neurologischen Weg die bessere Koordination der Muskeln und es entspannt uns fühlbar. Auch verhilft das Vibrato der Stimme zu einer nie geahnten Leichtigkeit und einem großen Stimmvolumen.

Körperübungen in der Stimmarbeit:

Zusätzlich zu der Verbesserung der Hörwahrnehmung, wird am Abbau von Verspannungen gearbeitet, die – leider nicht selten – in anderen Stimmmodellen antrainiert wurden und der Stimme schaden: so braucht eine gute Stimme es nicht, „gestützt“ zu werden – meist pressen die Sänger die Luft mit der Bauchmuskulatur heraus, was die Stimmlippen zu sehr belastet. In manchen Methoden geht man auch davon aus, dass nur ein weit geöffneter Kiefer oder eine starke Artikulation zu einem guten Klang verhelfe – in Wirklichkeit macht eine starke Artikulation die Arbeit des Kehlkopfs über Muskelketten unflexibel.
Im funktionalen Gesangsunterricht bzw. in der Funktionalen Stimmbildung werden daher auch allgemeine Verspannungen (wieder) abgebaut, damit eine Grundlage für die Selbstorganisation der Stimme geschaffen werden kann. Wenn sich dann – unterstützt durch Hörwahrnehmungsübungen –  in der Stimme die ersten Obertöne und das Vibrato entwickeln, können diese die Selbstorganisation der Stimme auslösen.

Psychointegrale Selbstorganisation der Stimme in der Stimmig-sein-Methode

Stimme und Emotionen

Doch die Stimme drückt auch Emotionen aus. Viele Redewendungen „singen eine Lied“ davon: man spricht vom „Kloß im Hals“ bei Angst, vom stimmig oder unstimmig sein, von Stimmungen oder von stimmungsvollen Anlässen. Manchmal bekommt man einen „Hals“ vor Wut oder es verschlägt einem in „tonlosem Entsetzen“ die Sprache. Dass Stimme und Psyche miteinander in einer engen Verbindung stehen, ist also eine Volksweisheit. In der Stimmig-sein- Methode® haben wir die Gründe für diese enge Beziehung zwischen Stimme und Psyche auch wissenschaftlich erforscht und die Erkenntnisse praktisch umgesetzt.

Warum sich die Psyche in der Stimme ausdrückt

Der Kehlkopf ist nicht nur ein Kommunikationsinstrument, sondern in erster Linie dazu da, die Luftröhre von der Speiseröhre zu trennen. So öffnet er sich, wenn wir atmen möchten und verschließt sich, wenn wir essen und trinken, damit wir uns nicht verschlucken – ein überlebenswichtiger Mechanismus. Diese physiologische Schutzfunktion macht sich aber auch psychisch bemerkbar: wenn wir uns bedroht fühlen, wird es ebenfalls eng in der Kehle: wir bekommen den typischen Kloß im Hals und die Stimme wird eng. Wenn wir wütend sind, reagiert unsere Stimme nicht viel anders, als wenn wir schon etwas „in den falschen Hals bekommen“ hätten, wir brüllen den Menschen mit genau denselben Muskeln an, die wir auch benötigen, wenn wir husten, um verschluckte Speisen und Flüssigkeiten wieder hinausbefördern. Wenn wir uns ohnmächtig fühlen, reagieren wir mit zu geringer Schutzfunktion: der Kehlkopf schließt zu wenig: die Stimme wird verhaucht oder sogar tonlos: uns geht die Luft aus, wir stehen sprachlos und tonlos da.
Fühlen wir uns jedoch selbstbestimmt und haben das Gefühl, im Einklang mit unseren Bedürfnissen handeln zu können (was wir in der Stimmig-sein- Methode® als „Eigenmacht“ bezeichnen), so öffnet sich die Stimme, wird raumgreifend, strahlend (brillant) und klar.

Wie werden diese Erkenntnisse in der Stimmig-sein- Methode® umgesetzt?

Diese Zusammenhänge macht sich die Stimmig-sein- Methode® zunutze, indem man über das bewusste Hören des Stimmklangs eine bessere Wahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse und Gefühle entwickelt und so die “innere Stimme” stimmlich wie psychisch befreien kann. Sie lernen also über die Stimme, herauszufinden, was Sie wirklich fühlen. Vielfach denken wir, über unsere Gefühle Bescheid zu wissen. Der Stimmklang gibt dann eine überaus präzise Rückmeldung, ob wir mit unserer Wahrnehmung richtig liegen oder nicht. So kann diese psychointegrale Arbeit der Stimmig-sein- Methode® ein reines Gespräch gut ergänzen, gerade dann, wenn man ein „Kopfmensch“ ist.

Stimme als Wegweiser

Die Stimme kann daher zum Wegweiser werden: vorgestellte Lösungen, die gemeinsam im Gespräch herausgearbeitet werden, werden dem „Stimmtest“ unterzogen: sind die Lösungen stimmig oder nicht? Dieses therapeutische Mittel nennen wir „Klangstellen“. Übrigens kann diese Methode sowohl einzeln als auch als Paar hervorragend eingesetzt werden. Angst davor, nicht richtig mit der Stimme umgehen zu können, müssen Sie nicht haben, denn Musikalität ist nicht erforderlich, lediglich die Lust, sich auf diese erlebnisaktivierende Art der Klang-Körperarbeit bzw. Musiktherapie einzulassen. Aber auch für MusikerInnen ist dieser psychointegrale Anteil der Methode spannend: denn auch wenn wir vorwiegend an der Stimmfunktion arbeiten, kann es auch dem besten Sänger einmal bei Auftrittsängsten eng in der Stimme werden oder die Stimme erreicht nicht ihre Bestform, wenn man gerade mit einem Mitmenschen Streit hat. Auch hier hilft die Stimme als Wegweiser, Probleme zu lösen und damit auch die Stimme wieder zu befreien!

Funktionales Stimmtraining & Lichtenberger Methode als Vorläufermethoden der Stimmig-sein-Methode®

Die Stimmig-sein-Methode® hat ihre Wurzeln in der Funktionalen Methode nach Gisela Rohmert (auch Lichtenberger Methode) und dem Funktionalen Stimmtraining (Cornelius Reid, Eugen Rabine, Peter Jacoby und andere). Der Grundgedanke für ein funktionales Stimmtraining stammt von dem Amerikaner Cornelius Reid. Dieser war der Lehrer von Eugen Rabine. Eugen Rabine wurde in den USA geboren und brachte den funktionalen Ansatz in den achziger Jahren in die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Walter Rohmert ein. Professor Dr. Walter Rohmert war Professor für Arbeitswissenschaften. Das Ziel der Arbeitsgruppe um Professor Rohmert war es, herauszufinden, welche Herangehensweisen es ermöglichen, als Sänger oder Sängerin ein Leben lang eine gesunde Stimmfunktion zu erhalten. Die Veröffentlichung dieser Arbeitsgruppe „Grundzüge des Funktionalen Stimmtrainings“ und zahlreiche Doktorarbeiten und Symposiumsberichte entstanden, wie man die Stimme differenziert trainieren könnte. Gleichzeitig wurde das Lichtenberger Institut für Gesang und Instrumentalspiel gegründet. Hier wurden die Erkenntnisse zunächst an einer kleinen Anzahl von Schülern erprobt. Schließlich entstand ein Seminarhaus. Das Funktionale Stimmtraining unter Eugen Rabine spaltete sich dann vom Lichtenberger Institut ab. Gisela Rohmert, die Ehefrau von Prof. Walter Rohmert, selbst Konzertsängerin, hatte im Gegensatz zu Eugen Rabine den Klang und das Hören auf den Klang als zentrales Steuerungselement der Stimme entdeckt. Sie stellte eine systemische Theorie der Selbstorganisation der Stimme über das Hören von Gesangsformanten und Vibrato auf, über das Uta Feuerstein in ihrem Buch „Stimmig sein“ im Jahr 2000 eine gute und vor allem verständliche Zusammenfassung geschrieben hat.

Als Methodengründerinnen der Stimmig-sein-Methode®, die wir beide 10 Jahre die Lichtenberger Methode erlernt haben, sahen wir aber bei beiden Ansätzen Schwächen. So fehlt im Funktionalen Stimmtraining der systemische Grundgedanke bzw. er wird nicht genug erkennbar. Ziel des Funktionalen Stimmtrainings ist es, eine möglichst reflexhafte, „schöne Stimme“ zu erreichen – wie diese genau sein sollte, wird zu wenig spezifiziert.
Hier hat Gisela Rohmert mit dem Ansatz der systemischen Ordner „Gesangsformanten“ (Brillanz) und Vibrato einen wichtigen Schritt getan, um das Ziel, eine „schöne Stimme“ anzustreben, nicht der Geschmacksbeliebigkeit und der Mode zu unterwerfen. Bei Gisela Rohmert wurde mit den Jahren jedoch der ursprünglich wissenschaftliche Ansatz, die Genauigkeit im Umgang mit Anatomie und Physiologie immer mehr verwässert. Vielfach werden Wirkzusammenhänge im Körper aufgrund von Ähnlichkeiten im Aussehen eines Körperteils anstatt von nachvollziehbaren Erklärungsansätzen wie zum Beispiel Muskelschlingen usw. erklärt. Dies kritisiert Uta Feuerstein bereits im Buch „Stimmig sein“ im Bereich der Erklärung der von Rohmert beschriebenen „Diaphragmenkette“.
Daher haben wir in der Weiterentwicklung der Methode zur Stimmig-sein-Methode® viel Wert auf wissenschaftlich nachvollziehbare Erklärungsmodelle und eine ebenso ausgerichtete nachvollziehbare Stimmpädagogik geachtet. Wir haben aufgrund dieses Herangehens viele neue funktionale Übungen entwickelt, welche in den Ursprungsmethoden fehlen.

Hinzu kam natürlich der psychologische Aspekt. Der Name Stimmig-sein-Methode® wurde von uns gewählt, weil wir einen entscheidenden weiteren Stimmordner entdeckt haben: die Eigenmacht. Die Eigenmacht stellte sich als übergeordneter systemischer Ordner heraus: Denn wenn ein Mensch sich bedroht fühlt, wird die Schutzfunktion des Kehlkopfs immer die Stimmfunktion dominieren. Daher ist es wichtig, die Eigenmacht zu stärken, um die Stimme zu befreien.

Buch: Stimmig sein

 

Uta Feuerstein:
„Stimmig sein. Die Selbstregulation der Stimme in Gesang und Stimmtherapie“
erschienen im Junfermann-Verlag Mai 2000.

Das Buch ist leider inzwischen vergriffen und nicht mehr im Buchhandel und im Institut erhältlich. Ein neues Buch zur Stimmig-sein-Methode® – also mit unseren Neuerungen zur psychointegralen Klangarbeit ist in Arbeit. Falls Sie das Herausgabedatum erfahren möchten, sollten Sie sich bei uns im Mailverteiler eintragen lassen.

Aus dem Inhalt

Stimmig sein heißt, dass alle an der Stimme beteiligten Funktionen miteinander harmonieren. In diesem Buch wird die in Lichtenberg/ Odenwald entwickelte „Funktionale Methode nach Gisela Rohmert“ beschrieben, die als erste Gesangspädagogik einen bahnbrechenden Ansatz entwickelt hat, in der sich die Stimme über eine besondere Hörweise selbst reguliert. Es gibt einen bei allen Menschen (egal ob „begabt“ oder „unbegabt“) gleichermaßen vorhandenen sehr hochfrequenten „Klangcode“, der sich u.a. in der speziellen Anatomie des Ohres zeigt. Dieser Klangcode wartet nur darauf, wiedergehört, wiedergesungen und wiedergesprochen zu werden. Wenn der – bei vielen Menschen verloren gegangene – Bezug dazu zurückgewonnen wird, erscheint dieser „Klangcode“ nicht nur als Brillanz im Stimmklang, sondern wirkt über neurologische Wege harmonisierend auf den gesamten Körper – und damit nicht nur auf die Stimme, sondern auch auf den ganzen Menschen. So wird Singen und Sprechen ein heilsamer Prozess, in dem wir wieder mit uns in Einklang kommen und stimmig werden.

Dieser natürliche Selbstregulationsprozess der Stimme wird von der Autorin auch für Laien gut verständlich dargestellt. Dabei zeigt sie, dass die Methode universell einsetzbar ist, da diese Stimmentfaltungsfähigkeit allen Menschen gleichermaßen angeboren ist und daher sowohl im Gesang und in Sprechstimmberufen als auch in der Therapie von Stimmstörungen hervorragende Wirkungen erzielt.

Aus der Einleitung

Was bedeutet stimmig sein?
Mit diesem Buch möchte ich mich an alle Menschen wenden, die sich privat oder beruflich mit der Stimme beschäftigen, und dabei vor allem die Leserinnen und Leser ansprechen, die einen Weg suchen, mit der Stimme in Einklang zu kommen und stimmig zu werden. Was meine ich nun genau mit stimmig sein? Dies möchte ich im Folgenden kurz erläutern:

Menschen, die sich intensiv mit ihrer Stimme beschäftigen, wissen, dass sie kein bloßes Instrument ist, das allein durch einfache Tricks beherrscht werden kann. Die Stimme wird täglich aus uns selbst heraus erschaffen und zeigt uns, wenn „etwas nicht stimmt“, wenn wir „Unstimmigkeiten“ haben oder „verstimmt“ sind. Diese Begriffe und Redewendungen deuten bereits an, dass unsere psychischen
„Stimmungen“ und Befindlichkeiten einen sehr großen Einfluss auf unseren Stimmklang haben. Aber die Emotionen spielen nicht die einzige Rolle für die Stimmgebung: Eine völlig gesunde und im Einklang befindliche Stimme mutet schon fast wie ein Wunder an, wenn man bedenkt, wie viele
zahlreiche Faktoren an der Stimmgebung beteiligt sind. Ein komplexes Netz aus physiologischen, mentalen, psychischen und sozialen Einflussgrößen wirkt auf den Stimmklang ein und beeinflusst sich gegenseitig. Wer versucht, jeden einzelnen Faktor und die stattfindenden Wechselwirkungen zunächst zu erkennen und dann auch noch positiv zu verändern, sieht sich häufig vor eine schwierige, wenn nicht unlösbare Aufgabe gestellt.
Stimmig sein soll also in diesem Buch nicht nur im psychischen Sinn, sondern insgesamt als eine Fähigkeit verstanden werden, all diese an der Stimmgebung beteiligten Faktoren in Einklang zu bringen.

In der „Funktionalen Methode nach Gisela Rohmert“ wurde eine Möglichkeit zur Selbstregulation der Stimme gefunden, die zu einer sehr großen stimmlichen Leistungsfähigkeit ohne Verschleißerscheinungen führt. Ich werde diese Methode sowohl in der ursprünglichen Form der Gesangspädagogik als auch in Bezug auf die Therapie von Stimmstörungen darstellen.
Wie der im Namen enthaltene Begriff funktional bereits sagt, erhebt die Methode den Anspruch, eine Stimmpädagogik zu sein, in der alle an der Stimmbildung beteiligten Funktionen zu einer systemischen Einheit (zurück)finden.
Dies ist aufgrund der größtenteils autonom ablaufenden Vorgänge beim Singen nicht durch willentliche Steuerung zu erreichen. Auch wenn wissenschaftliche Erforschungen zu diesem Thema herausgefunden haben, wie die optimalste Art der Atmung, die beste Körperhaltung oder der ideale Muskeltonus für eine leistungsfähige Stimme sein sollten, nützt dies für die Praxis häufig zu wenig. Die auf diesen Erkenntnissen basierenden Stimmbildungsmethoden können zwar oft einen positiven Einfluss ausüben, aber das ganze System der Stimme dadurch nicht bis in alle Einzelheiten regulieren.
Gisela Rohmert hat mit ihrer Methode einen Weg gefunden, bei dem durch eine veränderte Hörweise eine Selbstregulation aller an der Stimmbildung beteiligten Funktionen bewirkt wird.

Leseprobe

Der Grundgedanke in der Funktionalen Methode ist, dass es für die Stimmfunktion, ebenso wie für andere Körperfunktionen auch (z.B. den Stoffwechsel), systemimmanente Selbstregulationsmechanismen gibt. Bei der Phonation handelt es sich um ein nichtlineares, dynamisches (chaotisches) System. Das heißt, dass wir unzählige von beteiligten Elementen vorfinden, die sich gegenseitig beeinflussen, ergänzen oder auch behindern können. Die Frage ist nun, wie es zu einem komplexen Zusammenspiel aller an der Phonation beteiligten Elemente und Subsysteme kommen kann, wie es zu einer unwillkürlichen Selbststeuerung des Systems kommen kann?

Um dies erklären zu können, reichen lineare Erklärungsmodelle, die nur monokausale oder multikausale Zusammenhänge berücksichtigen (z.B. dass eine ausbalancierte Atmung oder eine besonders gute Körpertechnik alleine oder auch mehrere Faktoren zusammen für eine gute Phonation verantwortlich seien), nicht aus. Es ist die These Gisela Rohmerts, dass es möglich ist, das System Phonation aus sich heraus zu einer Einheit zu verschmelzen, bei der alle Funktionen optimal miteinander kooperieren können, ohne dass wir auf Dauer Einzelfunktionen (wie z.B. die Art der Atmung) differenzieren oder stärken müssen.
Gisela Rohmert hat Mittel und Wege gefunden, die Stimme diesen Weg der Selbstregulation gehen zu lassen. Doch dies heißt nicht, dass sich mit einer neuen Art der Stimmbildung nun auf einen Schlag alle Probleme lösen ließen.

Der größte Feind auf diesem Weg ist der Mensch selbst. Denn die relative Neuerwerbung Großhirnrinde unterscheidet uns vom Tier dahingehend, dass wir nicht mehr reflexhaft reagieren, sondern willensgesteuert viele Selbstregulationsprozesse unterbinden. So besteht die langwierige Aufgabe dieser Methode nicht darin, bestimmte Dinge zu trainieren, sondern eher darin, alte angeborene Fähigkeiten wiederzufinden, zuzulassen, und sich von überflüssigen und energieaufwendigeren Stimmkonzepten zu verabschieden. Die Suche nach der Stimme hinter der Stimme ist daher über viele Strecken wie die viel zitierte Suche nach dem verlorenen Paradies. Denn, wer einmal erlebt hat, wie energievoll und belebend Singen und Sprechen sein können, wird immer wieder nach diesem Zustand suchen.

Pressestimmen

„Mit diesem Buch wird erstmals die bahnbrechende Arbeit der Sängerin und Gesangspädagogin Gisela Rohmert einem breiten Publikum vorgestellt. Es richtet sich sowohl an BerufssängerInnen, GesangspädagogInnen, ChorleiterInnen … und alle, die sich für ihre Stimme und Gesang interessieren. Das Spektakuläre an diesem Ansatz ist die Erkenntnis, dass sich die Stimme über eine besondere Hörweise selbst reguliert. Dieses Buch ist trotz der thematischen Komplexität sehr anschaulich und auch für Laien gut verständlich dargestellt und macht Lust zum Ausprobieren. Ein Buch, das anregt, neue Wege zu beschreiten, und das ich daher wärmstens empfehlen kann!“

Forum Kirchenmusik -/3/2001

„Was die Lektüre von den ersten Seiten an auch für EinsteigerInnen in das Fach `Stimme´ ansprechend macht: Die Fachbegriffe werden klar definiert und erklärt, die LeserIn weiß stets, wovon die Rede ist. Das Buch ist Nachschlagewerk und Methodenbeschreibung zugleich, ideal zum Ein- oder Nachlesen, beispielweise im Zuge eines Rohmert-Seminares.
Das Wesen der Stimme sowohl in Gesang und Sprache als auch im pathologischen Prozess wird hier nicht als Gegensatz `richtig/gut – falsch/schlecht´ definiert, sondern als dynamisches Geschehen in all seinen Eigenschaften angenommen und weiter entwickelt.
Mag sein, dass Elemente `klassischer´ Stimmbildung und -therapie ins Wanken geraten!“

Logopädie -/4/2000

„Dieses Buch sei allen empfohlen, die neugierig auf eine andere Methode in der Stimmtherapie sind und neue Inspirationen, sowie Impulse für ihren stimmtherapeutischen Alltag suchen. Sehr vielseitige Anregungen, zum Beispiel wird das Hörtraining sehr ausführlich beschrieben, runden das sehr gut lesbare Buch ab. Dieses Buch weckt die Lust, die `Funktionale Methode nach Giesela Rohmert´ selbst zu erlernen.“

Die Sprachheilarbeit -/14.12.2000

„Durch die insgesamt positive Wirkung des Klanges auf den Menschen erleben SängerInnen und ZuhörerInnen die Stimme als befreiend und heilsam, weshalb der von der Autorin gewählte Titel „Stimmig Sein“ absolut passend ist. Dieses Buch ist trotz der thematischen Komplexität sehr anschaulich und auch für Laien gut verständlich dargestellt, und macht Lust zum Ausprobieren. Ein Buch, das anregt, neue Wege zu beschreiten, und das ich daher wärmstens empfehlen kann!

Üben und Musizieren -/28.11.2000

„Das Buch ist zu empfehlen als Beitrag zur Theoriebildung in der Stimmtherapie. Es macht deutlich, wie komplex der Stimmklang und das Unternehmen Stimmtherapie sind, und zeigt neue Qualitätskriterien in der Beurteilung von Stimmklang auf. Diese Art von Klang und die neue Hörweise machen hoffentlich viele neugierig auf das Buch und auf Eigenerfahrung z.B. in den Lichtenberger Seminaren.“

Forum Logopädie -/16.08.2000

„Einen profunden und kreativen Umgang mit den »Werkzeugen« des Lichtenberger Modells hat Uta Feuerstein in ihrem Buch offengelegt. Wer an neuen Wegen interessiert ist, kann durch dieses Buch Anregung und Inspiration erfahren.“ – Gisela Rohmert

Leserecho

„Ein überaus faszinierendes Buch, das eine Fülle von neuen Perspektiven eröffnet. Die Autorin führt in äußerst sachkundiger Form durch ein – zumindest für den Laien – völlig neues Terrain, z.B. wie die anatomische Bauweise des menschlichen Ohres dazu beiträgt, bestimmten Klängen beim Hören >>den Vorzug<< gegenüber anderen zu geben etc. Das Buch ist jedem wärmstens zu empfehlen, der sich für den Themenbereich Stimme – Klang – Musik – Selbsterfahrung interessiert.“
– Ira Mollay, Wien